Das Behelfsstellwerk “Bahnhof Torrnstein” (Art. Nr. 111181) von Archistories ist ein kleiner Bausatz, der sich gut dazu eignet, das Vorhandensein von Sicherungstechnik darzustellen, ohne viel Platz auf der Anlage oder dem Modul zu benötigen.
Der Bau lässt sich gut an und geht erstmal flott von der Hand, sodaß ich hier auf die ersten fünf Bauschritte nicht weiter eingehe. Wem da die Bauanleitung nicht reicht, der sollte sich überlegen, ob er sich nicht ein anderes, befriedigenderes Betätigungsfeld in unserem schönen und vielfältigen Hobby sucht.
In Schritt 6 steht eine Anmerkung, die für mich überhaupt Anlass war, hier im Blog – schon wieder – einen Baubericht einzustellen: “Die acht kleinen Löcher in der Grundplatte des Waggons bieten die Möglichkeit, feine Spanndrähte unter dem Stellwerk darzustellen.” Eine gute Idee, zu der es dann aber keine weiteren Tips gibt. Meines Erachtens sind diese Spanndrähte sogar unabdingbar, da sich in dem Behelfsstellwerk ja nicht wie bei massiv gebauten im Untergeschoss Spannwerke befinden. Auf der Anlage kann man darum munter die Spannwerke verteilen, die es von Kleinserienherstellern gibt, bzw. die man in (zu geringer Zahl) in einer älteren Packung mit Ausstattungselementen von Märklin (8986 Gleisstreckenzubehör) findet.
Zurück zum Bausatz. Drähte hört sich ersteinmal gut an, aber im Modell sehe ich da Schwierigkeiten, diese wirklich gerade einzubauen, zumal kein Gegenstück zu den Löchern der Bodenplatte vorhanden ist. Das braucht man auf jeden Fall, um den Kasten mit den Umlenkrollen zu imitieren, in dem die Stelldrähte verschwinden. Da der sich innerhalb des Gerüsts befindet und kaum zu sehen ist, sah ich keine Notwendigkeit, dessen Oberfläche aufwendig zu gestalten, ansonsten hätte man sich um eine Riffelblechoptik bemühen müssen. Aus dem Rahmen mit den A-Teilen habe ich ein passendes Stück ausgeschnitten und darin acht Löcher “reingefummelt” (erst mit einer Stecknadel vorgestochen und dann mit einem kleinen Bohrer aufgeweitet). Als Schablone habe ich logischerweise die Grundplatte vom Stellwerksraum benutzt.
Diese Teil wird dann in dieser Weise unten in das Traggerüst eingeklebt:
Neben dem Problem des Ausrichtens, lassen sich Drähte auch nicht so einfach einfärben und es stellte sich die Frage der Befestigung. Ich nähe meine abgerissenen Knöpfe selber an – dafür brauche ich keine Frau. Schwarzer Zwirnsfaden löst schon mal das Farbproblem. Ein “dicker” Knoten am Ende, der noch mit einem Tropfen Weißleim getränkt wurde befestigt den Anfang im Stellwerksraum. Dann mit der Nähnadel von oben nach unten, unten nächstes Loch und wieder nach oben, nächstes Loch… So wurden die Stelldrähte einfach “eingenäht”.
Die auf dem Bild zu sehende Nadel ist ein wenig zu groß und es war ein bischen Würgerei. Ich hatte mal eine passendere, kleinere Nadel, die ist mir aber in letzter Zeit abhanden gekommen und in Coronazeiten bekommt man nur solche, die wir Zetties als Stricknadeln verwenden; die hier verwendete und gezeigte war schon die kleinste Sorte, die anderen hätte man für Stabhochsprung verwenden können… Anyway, letztlich hat es doch so funktioniert, wie ich es mir dachte. Blieb nur das Problem des “Abschlussknotens”. Den so anzubringen, daß die Spannung erhalten bleibt, kann man vergessen. Also habe ich den Faden einfach ein paarmal um das ganze Gebäude gewickelt, um die “Stelldrähte” straff zu halten. Mit Weißleim habe ich dann den Faden zwischen zwei Löchern mit dem Bauwerk verbunden, die Stelldrähte mit wasservedünntem Weißleim getränkt und auf das letzte Loch einen extra “dicken” Tropfen gesetzt. Nachdem alles getrocknet war, habe ich den Faden so abgeschnitten, daß das Ende in den Nachbarraum reicht und es dort nochmal mit einem Punkt Leim am Boden fixiert.
Auf eine Beleuchtung habe ich verzichtet, obgleich ein Loch für die Kabel vorgesehen ist. Allerdings hatte ich keine Idee, wie sie unsichtbar zum Anlagenboden geführt werden könnten. Weil die Fenster – vorbildgerecht – recht klein sind, habe ich auch darauf verzichtet noch die übrig gebliebenen Stellhebel aus den beiden anderen Stellwerken zu plazieren. Somit war der Anreiz für Licht noch geringer…
Jetzt hätte es so flott wie anfangs zum Ende gehen und mein Blogbeitrag hier enden sollen. Piffendeckel, es wurde ärgerlich.
Exkurs: Weißleim ist nach meinen Erfahrungen und auch den Empfehlungen in der Bauanleitung am besten für den Kartonmodellbau geeignet. Es handelt sich um einen Kontaktkleber, der für bündige, saubere Klebestellen Druck braucht. Im hier besprochenen Anwendungsfall haben die Klebestellen keine tragende Funktion und brauchen – etwa wie bei einem aus dem Leim gegangenen Stuhl – diesen Druck nicht bis zur völligen Trocknung, aber doch so lange, bis die Eigenspannung von Teilen die Verklebung nicht mehr lockert. Das kann bei den kleinen Modellen schon mal ein wenig kniffelig sein, lässt sich aber meist mit Hilfe von Pinzetten u.ä. lösen. Desweiteren empfiehlt Archistories in seinen allgemeinen Verarbeitungstips unter Punkt 10 ggf. den Weißleim mit Wasser zu verdünnen. Im Prinzip ein richtiger Hinweis auf eine in manchen Situationen hilfreiche Methode. Bei den Bausätzen dieses Herstellers kann ich allerdings nur dringend von der Anwendung abraten. Im Gegensatz zum Werkstoff den z.B. die Bausätze von Sankei aus Japan verwenden, sind die von Archistories verwendenden Kartons viel zu “weich” und saugfähig um solche Experimente zu machen. Sie bestrafen das umgehend mit aufspleissen des Materials und sehr schnell im nächsten Schritt mit der totalen Auflösung der Bauteile. Es muß ja nicht so bretthartes Zeug sein, wie es Laffont für seine Stützstrukturen verwenden, aber dann sollte die Konstruktion auch den Gegebenheiten des verwendeten Materials Rechnung tragen.
Daß dem bei dem Behelfsstellwerk nicht so ist lernen wir in Schritt 7. Es fängt damit an, daß man die beiden Dachteile (Träger und Dachhaut) “eng über einen runden Stift o.ä. vorbiegen” soll. Wie das ohne Knicke abgehen soll, erschließt sich mir nicht. Aber vielleicht bin ich ja zu blöd für diese Technik, weis mir aber zu helfen: Auf einer flexiblen Unterlage (optimal die oft ohnehin schon vorhandene Schneidematte) “walzt” man die Teile mit einem runden Gegenstand (durchaus der obige Stift). Das braucht Kraft und vor allem Geduld, hat aber eine schöne, gleichmäßige Rundung zur Folge, in der auch nicht der leiseste Ansatz von Knicken vorkommt.
Dennoch nahm das Drama seinen Lauf: Für die Verbindung Dach und äußere Seitenwände gibt es keine dedizierten Klebeflächen. Wäre noch nicht wirklich ein Problem, da aber das Dach “den Kasten” abschliesst kommt man nach dem Aufsetzen nicht mehr dran. Also müssen die Klebepunkte ein wenig “dicker” gesetzt werden. Das benötigt aber ein wenig mehr Druck über eine “längere” Zeit. Man hat aber nur zwei Hände und es erfordert ein wenig “Akrobatik” alle Klebepunkte gleichzeitig zu belasten. Zudem wird soviel Druck benötigt, daß das Material des Stützgerüsts an seine Festigkeitsgrenzen gelangt. Zwei Querstreben sind mir aufgespleisst. Das Problem stellt sich vielleicht nicht so gravierend dar, wenn man die Reihenfolge der Schritte 6 und 7 tauscht, dann ist es aber nicht mehr möglich Stelldrähte einzuziehen, was dem Modell sichtbar seiner ihm zugedachte Funktion beraubt. Letzlich ist es nicht gelungen das Dach sauber und ohne Wellen auf den Wagenkasten zu setzen. Dächer sind die Teile von Gebäuden, die der Betrachter als erstes sieht. Darum sind für mich Modelle, deren Dächer nicht problemlos sauber zu montieren sind, kaum akzeptabel. (Um hier nicht nur auf einer Firma rum zu hacken: Ich erinnere mich da der Firststeine beim “Raiffeisen Lagerhaus” von Laffont [Märklin 89705], die schlicht zu kurz waren, meint nicht, um Bruchteile von, sondern um mehrere Millimeter.)
Ein weiterer Kritikpunkt sind die Geländer. Auch hier ist das Material für die feinen Strukturen nicht wirklich geeignet. Das ist bei den Stellwerken Dörpede und Kallental nicht nur besser, sondern gut gelöst. Wie überhaupt die gesamte Treppe dazu führt, aus dem Bausatz nur einen für sehr versierte Bastler geeigneten zu machen. Für Anfänger ist das nichts, obleich es so gut anfing…
Fazit: Es fällt mir schwer eine Empfehlung für den Bausatz “Behelfsstellwerk Torrnstein” auszusprechen, obwohl es sich um ein interessantes Objekt handelt und der Bausatz gute Ansätze (Stelldrähte) zeigt. Dabei könnte es sich um einen auch für Anfänger gut geeigneten Bausatz handeln, wenn an zwei Punkten konsequent nachgebessert wird: Als Träger für die Dachhaut vielleicht ein Fertigteil aus dem 3D-Drucker, wie es ja auch der Windmühle “Am Geestenveen” vom gleichen Hersteller beiliegt und der Verwendung von festerem Material für die Geländer