Behelfsstellwerk “Torrnstein”

Autor dieses Beitrages ist Z-Stammtischler: AvH

Das Behelfsstellwerk “Bahnhof Torrnstein” (Art. Nr. 111181) von Archistories ist ein kleiner Bausatz, der sich gut dazu eignet, das Vorhandensein von Sicherungstechnik darzustellen, ohne viel Platz auf der Anlage oder dem Modul zu benötigen.
Der Bau lässt sich gut an und geht erstmal flott von der Hand, sodaß ich hier auf die ersten fünf Bauschritte nicht weiter eingehe. Wem da die Bauanleitung nicht reicht, der sollte sich überlegen, ob er sich nicht ein anderes, befriedigenderes Betätigungsfeld in unserem schönen und vielfältigen Hobby sucht.
In Schritt 6 steht eine Anmerkung, die für mich überhaupt Anlass war, hier im Blog – schon wieder – einen Baubericht einzustellen: “Die acht kleinen Löcher in der Grundplatte des Waggons bieten die Möglichkeit, feine Spanndrähte unter dem Stellwerk darzustellen.” Eine gute Idee, zu der es dann aber keine weiteren Tips gibt. Meines Erachtens sind diese Spanndrähte sogar unabdingbar, da sich in dem Behelfsstellwerk ja nicht wie bei massiv gebauten im Untergeschoss Spannwerke befinden. Auf der Anlage kann man darum munter die Spannwerke verteilen, die es von Kleinserienherstellern gibt, bzw. die man in (zu geringer Zahl) in einer älteren Packung mit Ausstattungselementen von Märklin (8986 Gleisstreckenzubehör) findet.
Zurück zum Bausatz. Drähte hört sich ersteinmal gut an, aber im Modell sehe ich da Schwierigkeiten, diese wirklich gerade einzubauen, zumal kein Gegenstück zu den Löchern der Bodenplatte vorhanden ist. Das braucht man auf jeden Fall, um den Kasten mit den Umlenkrollen zu imitieren, in dem die Stelldrähte verschwinden. Da der sich innerhalb des Gerüsts befindet und kaum zu sehen ist, sah ich keine Notwendigkeit, dessen Oberfläche aufwendig zu gestalten, ansonsten hätte man sich um eine Riffelblechoptik bemühen müssen. Aus dem Rahmen mit den A-Teilen habe ich ein passendes Stück ausgeschnitten und darin acht Löcher “reingefummelt” (erst mit einer Stecknadel vorgestochen und dann mit einem kleinen Bohrer aufgeweitet). Als Schablone habe ich logischerweise die Grundplatte vom Stellwerksraum benutzt.

Zusätzlich geschnitztes Bauteil zur Verankerung der Stelldrähte

Diese Teil wird dann in dieser Weise unten in das Traggerüst eingeklebt:

Einbauort des Bodenankers der Stelldrähte

Neben dem Problem des Ausrichtens, lassen sich Drähte auch nicht so einfach einfärben und es stellte sich die Frage der Befestigung. Ich nähe meine abgerissenen Knöpfe selber an – dafür brauche ich keine Frau. Schwarzer Zwirnsfaden löst schon mal das Farbproblem. Ein “dicker” Knoten am Ende, der noch mit einem Tropfen Weißleim getränkt wurde befestigt den Anfang im Stellwerksraum. Dann mit der Nähnadel von oben nach unten, unten nächstes Loch und wieder nach oben, nächstes Loch… So wurden die Stelldrähte einfach “eingenäht”.

Montage der Stelldrähte

Die auf dem Bild zu sehende Nadel ist ein wenig zu groß und es war ein bischen Würgerei. Ich hatte mal eine passendere, kleinere Nadel, die ist mir aber in letzter Zeit abhanden gekommen und in Coronazeiten bekommt man nur solche, die wir Zetties als Stricknadeln verwenden; die hier verwendete und gezeigte war schon die kleinste Sorte, die anderen hätte man für Stabhochsprung verwenden können… Anyway, letztlich hat es doch so funktioniert, wie ich es mir dachte. Blieb nur das Problem des “Abschlussknotens”. Den so anzubringen, daß die Spannung erhalten bleibt, kann man vergessen. Also habe ich den Faden einfach ein paarmal um das ganze Gebäude gewickelt, um die “Stelldrähte” straff zu halten. Mit Weißleim habe ich dann den Faden zwischen zwei Löchern mit dem Bauwerk verbunden, die Stelldrähte mit wasservedünntem Weißleim getränkt und auf das letzte Loch einen extra “dicken” Tropfen gesetzt. Nachdem alles getrocknet war, habe ich den Faden so abgeschnitten, daß das Ende in den Nachbarraum reicht und es dort nochmal mit einem Punkt Leim am Boden fixiert.
Auf eine Beleuchtung habe ich verzichtet, obgleich ein Loch für die Kabel vorgesehen ist. Allerdings hatte ich keine Idee, wie sie unsichtbar zum Anlagenboden geführt werden könnten. Weil die Fenster – vorbildgerecht – recht klein sind, habe ich auch darauf verzichtet noch die übrig gebliebenen Stellhebel aus den beiden anderen Stellwerken zu plazieren. Somit war der Anreiz für Licht noch geringer…

Jetzt hätte es so flott wie anfangs zum Ende gehen und mein Blogbeitrag hier enden sollen. Piffendeckel, es wurde ärgerlich.
Exkurs: Weißleim ist nach meinen Erfahrungen und auch den Empfehlungen in der Bauanleitung am besten für den Kartonmodellbau geeignet. Es handelt sich um einen Kontaktkleber, der für bündige, saubere Klebestellen Druck braucht. Im hier besprochenen Anwendungsfall haben die Klebestellen keine tragende Funktion und brauchen – etwa wie bei einem aus dem Leim gegangenen Stuhl – diesen Druck nicht bis zur völligen Trocknung, aber doch so lange, bis die Eigenspannung von Teilen die Verklebung nicht mehr lockert. Das kann bei den kleinen Modellen schon mal ein wenig kniffelig sein, lässt sich aber meist mit Hilfe von Pinzetten u.ä. lösen. Desweiteren empfiehlt Archistories in seinen allgemeinen Verarbeitungstips unter Punkt 10 ggf. den Weißleim mit Wasser zu verdünnen. Im Prinzip ein richtiger Hinweis auf eine in manchen Situationen hilfreiche Methode. Bei den Bausätzen dieses Herstellers kann ich allerdings nur dringend von der Anwendung abraten. Im Gegensatz zum Werkstoff den z.B. die Bausätze von Sankei aus Japan verwenden, sind die von Archistories verwendenden Kartons viel zu “weich” und saugfähig um solche Experimente zu machen. Sie bestrafen das umgehend mit aufspleissen des Materials und sehr schnell im nächsten Schritt mit der totalen Auflösung der Bauteile. Es muß ja nicht so bretthartes Zeug sein, wie es Laffont für seine Stützstrukturen verwenden, aber dann sollte die Konstruktion auch den Gegebenheiten des verwendeten Materials Rechnung tragen.

Daß dem bei dem Behelfsstellwerk nicht so ist lernen wir in Schritt 7. Es fängt damit an, daß man die beiden Dachteile (Träger und Dachhaut) “eng über einen runden Stift o.ä. vorbiegen” soll. Wie das ohne Knicke abgehen soll, erschließt sich mir nicht. Aber vielleicht bin ich ja zu blöd für diese Technik, weis mir aber zu helfen: Auf einer flexiblen Unterlage (optimal die oft ohnehin schon vorhandene Schneidematte) “walzt” man die Teile mit einem runden Gegenstand (durchaus der obige Stift). Das braucht Kraft und vor allem Geduld, hat aber eine schöne, gleichmäßige Rundung zur Folge, in der auch nicht der leiseste Ansatz von Knicken vorkommt.
Dennoch nahm das Drama seinen Lauf: Für die Verbindung Dach und äußere Seitenwände gibt es keine dedizierten Klebeflächen. Wäre noch nicht wirklich ein Problem, da aber das Dach “den Kasten” abschliesst kommt man nach dem Aufsetzen nicht mehr dran. Also müssen die Klebepunkte ein wenig “dicker” gesetzt werden. Das benötigt aber ein wenig mehr Druck über eine “längere” Zeit. Man hat aber nur zwei Hände und es erfordert ein wenig “Akrobatik” alle Klebepunkte gleichzeitig zu belasten. Zudem wird soviel Druck benötigt, daß das Material des Stützgerüsts an seine Festigkeitsgrenzen gelangt. Zwei Querstreben sind mir aufgespleisst. Das Problem stellt sich vielleicht nicht so gravierend dar, wenn man die Reihenfolge der Schritte 6 und 7 tauscht, dann ist es aber nicht mehr möglich Stelldrähte einzuziehen, was dem Modell sichtbar seiner ihm zugedachte Funktion beraubt. Letzlich ist es nicht gelungen das Dach sauber und ohne Wellen auf den Wagenkasten zu setzen. Dächer sind die Teile von Gebäuden, die der Betrachter als erstes sieht. Darum sind für mich Modelle, deren Dächer nicht problemlos sauber zu montieren sind, kaum akzeptabel. (Um hier nicht nur auf einer Firma rum zu hacken: Ich erinnere mich da der Firststeine beim “Raiffeisen Lagerhaus” von Laffont [Märklin 89705], die schlicht zu kurz waren, meint nicht, um Bruchteile von, sondern um mehrere Millimeter.)
Ein weiterer Kritikpunkt sind die Geländer. Auch hier ist das Material für die feinen Strukturen nicht wirklich geeignet. Das ist bei den Stellwerken Dörpede und Kallental nicht nur besser, sondern gut gelöst. Wie überhaupt die gesamte Treppe dazu führt, aus dem Bausatz nur einen für sehr versierte Bastler geeigneten zu machen. Für Anfänger ist das nichts, obleich es so gut anfing…

Fazit: Es fällt mir schwer eine Empfehlung für den Bausatz “Behelfsstellwerk Torrnstein” auszusprechen, obwohl es sich um ein interessantes Objekt handelt und der Bausatz gute Ansätze (Stelldrähte) zeigt. Dabei könnte es sich um einen auch für Anfänger gut geeigneten Bausatz handeln, wenn an zwei Punkten konsequent nachgebessert wird: Als Träger für die Dachhaut vielleicht ein Fertigteil aus dem 3D-Drucker, wie es ja auch der Windmühle “Am Geestenveen” vom gleichen Hersteller beiliegt und der Verwendung von festerem Material für die Geländer

Das mit nur ausreichend zu bewertende Ergebnis.

Autor: AvH

Die Stellwerke Kallental und Dörpede von Archistories

Autor dieses Beitrages ist Z-Stammtischler: AvH

Nachdem ich inzwischen Erfahrungen mit Kartonbausätzen von Sankei (Japan), Faller, Laffont und Archistories gesammelt habe, bot sich mir die Möglichkeit die beiden Stellwerksbausätze der letztgenannten Firma für Hobbykollegen zusammen zu bauen. Hier wird festgehalten, welche Schwierigkeiten sich stellten, wie ich sie löste und welche Überlegungen dazu angestellt wurden. Natürlich erhebe ich nicht den Anspruch, den allein selig machenden Weg gegangen zu sein, vielmehr will ich hier Anregungen geben, sich selber Gedanken zu machen und eigene Lösungen zu entwickeln.

Werkzeuge

In der Anleitung des Bausatzes und auch in allgemeinen Veröffentlichungen werden die benötigten Werkzeuge benannt. In Details weiche ich davon ab.

  • Zuvörderst benutze ich keine Schneidematte, sondern einfaches Schreibmaschinenpapier (fünf oder mehr Bögen, an einer Ecke zusammengeheftet) als Arbeitsunterlage. Davon habe ich genug und wenn nach ein oder zwei Bausätzen die Oberfläche vielfach einge- und zerschnitten oder auch mit Farben besudelt ist, dann gehen zwei Blätter ins Altpapier und der finanzielle “Verlust” ist nicht so spürbar, wie bei den “Gummimatten”.
  • Einfache Cuttermesser sind für Bausätze zu grob (ich meine schon die “kleinen” und nicht die Teppichmesser), feine Bastelmesser aber recht teuer. Darum bevorzuge ich Einwegskalpelle. Sie haben für mich den Vorteil, daß sie ergonomisch sehr gut in der Hand liegen – Chirurgen müssen doch um einiges präziser arbeiten, als wir Hobbybastler – und dabei leicht sind. Zudem gibt es sie mit verschiedenen Klingenformen (Klingenfigur). Für größere gerade Schnitte nehme ich eine Klinge 10 oder gar 20. Für “Filigranschnitte” eine 15, wo der Platz zum Schneiden fehlt, also eher “gestochen” wird, eine 11 und kürzlich entdeckte ich die 12a für mich, mit der man wunderbar Grate u. ä. aus Ecken heraus porkeln kann (vgl. Skalpell auf Wikipedia).
  • Für die Klebepunkte mit Weißleim nutze ich einen 10/0 Synthetikpinsel, weil die ohnehin für sonst nichts wirklich gut sind. Für noch feinere Punkte – dann auch mit Sekundenkleber – eine Stecknadel und für allerfeinste Verbindungen Einwegakupunkturnadeln. Letztere sind ein Wunder an Festigkeit verbunden mit Flexibilität. Alle drei Klebewerkzeuge lassen sich mit geringstem Aufwand sauber halten, was man von den oft empfohlenen Zahnstochern nicht wirklich sagen kann.

Werkzeuge für den Kartonmodellebau

Zusammenbau

Eher theoretischer Natur erschien mir anfangs die konstruktiv vorgesehene Möglichkeit, die Türen des Sockelgeschosses (Teile J) auch im geöffneten Zustand darzustellen. Denn ohne Präzisionswerkzeuge schien es mir kaum möglich, die Fensterfolie so exakt zu zuschneiden, daß sie – wie im Schritt 1 der Anleitung gefordert – auf den schmalen Türrahmen sauber zu verkleben sind; zumal die Türen bei diesem Vorgang auf der Arbeitsunterlage provisorisch zu unterfüttern sind,

da sie nur auf einer Seite angeschlagen sind und sich beim leichtesten Druck nach unten (nach außen in der endgültigen Einbaulage) weg bewegen. Sollte man die Türen geöffnet darstellen wollen, so sind sie nach innen aufgeschlagen. Das Material lässt nur eine sehr begrenzte Anzahl von Bewegungen zu, bevor die Türen abreißen. Da ich die Bausätze nicht für mich zusammenbaute, sah ich mich verpflichtet die Öffnungsmöglichkeit zu erhalten. Letztlich entschied ich mich die Folie breiter als die Tür zu zuschneiden, sie mit einem Klebepunkt auf der unteren Türhälfte zu fixieren, in der Art, daß eine Seite bündig mit den “Türscharnieren” abschließt und auf der anderen Seite so übersteht, daß funktionell durch den Überstand ein “Griff” entsteht, der es mit einer Pinzette erlaubt die Tür (einmal!) zu öffnen. Bei einer Tür gelang es,

bei der zweiten nicht: “Die ‘Tür bleibt zu!” (… und beim zweiten Stellwerk fiel dann auch bei mir endlich der Groschen: Nicht wie zeichnerisch dargestellt “Tür auf Wand, da dann Folie drauf”, sondern natürlich “Folie auf Tür, dann Tür auf Wand”. Manchmal hat man einfach diese Baum-Wald-Sache… 😉 Zu meiner Ehrenrettung: Andere Anbieter würden das in ihren Anleitungen so zeichnen, daß die Tür mit Folie als kleine Nebenzeichnung dargestellt würde und diese dann mittels eines Pfeils auf den Einbauort verweisen.)

Der Sinn der Zeichnung “Schritt 2” erschloss sich mir aber auch beim zweiten Mal nicht, da der Arbeitsschritt in der Zeichnung “Schritt 3” enthalten ist und auch nur mit den darin aufgeführten Teilen (A2, A10) durchführbar ist.

Im “Schritt 3” passt die Zwischenwand (A3) nur in einer Ausrichtung (längerer Horizontalzapfen nach oben), dann aber perfekt und ohne Widerstände – also bitte “trocken” ausprobieren.

Die beiden Teile des Geschossbodens (G1 und 2, Schritt 4) verklebte ich nur untereinander und steckte sie “trocken” auf. Wenn man bisher sorgfältig gearbeitet hat, dann ist das auch kein Problem, denn die Teile sitzen recht stramm. Es geht darum, sich die Zugänglichkeit zum Untergeschoss zu erhalten, zwecks Verkabelung für die Beleuchtung. Apropos Verkabelung: Die dafür vorgesehenen Durchlässe passen mir nicht, denn den Stellwerksraum wollte ich frei von Drähten halten. Dafür nutzte ich den Kamin (Teile A8, A9 in Schritt 5). In der Decke des Stellwerkraums in ein geeigneter Ausschnitt für die Kabel vorhanden, aber nicht im Boden. Also habe ich als Vorbereitungsmaßnahme für den Einbau der Beleuchtung zwischen den Zapfenlöchern für den Kamin im Zwischenboden – nach vorherigem “Ankörnen” mit einer Stecknadel – ein Loch gebohrt. Bei solchen Bohrungen bevorzuge ich das Führen und Drehen des Bohrers mit der bloßen Hand.

Das dauert zwar, ermöglicht aber eine relativ hohe Präzision bei geringem technischen Aufwand. (Auf die gleiche Weise bohre ich die Löcher in die Dächer von Rokuhan Elektrolokomotiven für die Montage der Dachantennen.)

Der Stellraum

Bevor wir uns der Montage der Stellhebel widmen, schauen wir kurz zum Vorbild: Mit den Hebeln werden über Seilzüge Weichen und Signale gestellt. Zumindest erstere benötigen einen erheblichen Kraftaufwand, zu dem auch noch die Reibungswiderstände der Seilzugstrecke kommen (Umlenkrollen, etc.). Darum sind zwischen Weiche oder Signal und deren Stellhebel Vorrichtungen (Hebel, Flaschenzüge, usw.) vorhanden, die sich der Hebelmechanik bedienen. Nach dem Prinzip: Kurzer Weg plus großer Kraftaufwand gleich langer Weg und geringer Kraftaufwand. So wie in der Bauanleitung im Schritt 5 dargestellt können die Stellwerkshebel nicht zueinander stehen: Die zur Außenwand gerichteten Hebel weisen eine korrekte Stellung auf, die anderen aber haben in der Zeichnung bestenfalls ein Drittel des Weges zurück gelegt, der für den Stellvorgang notwendig ist: Sie müssten den “langen Weg” gegangen sein und darum nach unten weisen.

(Olga Ernst & Hp. Baumeler; CC 4.0)

Darum schnitt ich einige Hebel von den Seilscheiben ab und klebte sie um 180° versetzt wieder an. Wider alle Befürchtungen ging das leicht von der Hand und war einfacher, als so manch anderer Bauschritt.

… und da ich schon mal nietenzählerisch unterwegs war, spendierte ich ein wenig Farbe: Rot für die Signalhebel, die für Weichen bekamen Blau. Der Rest wurde in Beige gehalten. Das dunkle Kartonmaterial schimmert ein wenig durch, was gewollt ist, um den ein wenig abgestoßenen Eindruck einer dauernd genutzten Einrichtung zu erzielen.

Auch wenn man – wie ich in diesem Fall – noch nicht den Einbauort auf einer Anlage kennt und somit nicht weiß, für wie viele Weichen und Signale das Stellwerk zuständig ist, so ist – von extremen Ausnahmen vielleicht abgesehen – doch klar, daß mehr rote als blaue Stellwerkshebel vorhanden sind. Denn eine Weiche ist ein Gefahrenpunkt, der eher von zwei bis drei Signalen abgesichert werden muß, denn von einem. Darum habe ich mich für eine Farbaufteilung von 2:1 zugunsten der roten Hebel entschieden. Die rötliche Bodenfarbe des Stellraums sagte mir auch nicht zu, weswegen mit dem Pinsel “graues Linoleum” verlegt wurde. Der Bausatz enthält achtzehn Stellhebelattrappen aber nichts was auf das Vorhandensein von Sicherungseinrichtungen hindeutet. Darum habe ich drei Hebel weg gelassen und an deren Stelle ein Blockwerk mit Verriegelungshebeln angedeutet. Den Rahmen des Blockwerks habe ich aus Abschnitten des Rähmchens der Stellhebelteile zusammengeklebt,

das Gebilde auf Schreibmaschinenpapier geklebt und ausgeschnitten, so daß ich einen hohlen Kasten mit Beinen erhielt.

Mit der Akupunkturnadel (die Stecknadel wäre zu dick gewesen) habe ich am unteren Rand des Hohlraums Löcher vorgestochen, in die dann kurze Abschnitte von Messingdraht eingesteckt wurden. Weil diese schwarz lackiert wurden, bilde ich mir jetzt ein, dort Verriegelungshebel zu sehen. Zwischen den Nachbildungen der mechanischen Teile und der Gebäudewand habe ich mit weiteren Kartonstreifen den Kasten für die Verriegelungsstangen angedeutet, um die logische Verknüpfung zwischen Stellelementen und Sicherungseinrichtung zu modellieren.

Ein kleiner Exkurs zu der Behauptung in Trainini 136, die Hebelbank sei grundfalsch plaziert: Wenn man im Netz Bilder von mechanischen Stellwerken sucht, dann findet man sehr häufig die Anordnung der Hebelbank an der gleisabgewandten Seite des Stellraums. Aber zu behaupten, daß sie “niemals nie” vor den Fenstern auf der Gleisseite stand ist schlicht falsch, wie obiges Vorbildphoto belegt, wo am rechten Rand durchs Fenster Gleise sichtbar sind. Und das Argument mit den K- und L-Scheiben aus Trainini zieht auch nicht, da beim Archistories-Bausatz genug Platz rechts und links ist, um das Fenster zu öffnen und den Zugpersonalen etwas zu signalisieren.

Ein Stellwerk war bis zum 31.12.1993 eine Dienststelle einer Behörde und hat seitdem als Teil der Schieneninfrastruktur – die verfassungsgemäß immer noch eine staatliche Einrichtung ist – einen quasi behördlichen Status. Kurz, die Arbeit auf einem Stellwerk hatte und hat einiges mit Schreibkram zu tun. Ein Schreibtisch ist daher unabdingbar. Diesen habe ich aus Fräsrähmchen zusammen gestoppelt, die von den Stuhlbausätzen, die ein Stammtischbruder aus Polystrol fräste, stammen. Von dort kommt dann natürlich auch der zugehörige Stuhl. Und ein Telephon – mit Wählscheibe (liebe Kinder, lasst Euch mal vom Opa erklären was das ist) – durfte natürlich nicht fehlen, denn immerhin findet damit die Abstimmung benachbarter Stellwerke statt. Woraus es besteht? Aus Polystrolkrumen, Farbe und viel Einbildungskraft. 😉

Das Personal lieferte – gewohnt zuverlässig – die Trafofüchsin. Der im Bild sichtbare Kamin (Teile A8 und A9) ist nur aufgesteckt, damit später die Drähte für die Beleuchtung noch problemlos durch das kleine Loch im Boden gefädelt werden können.

In dem Bild ist schon Schritt 7/8 ausgeführt worden und es ist unschwer zu erkennen, daß ich das Teil A10 nicht verwendet habe, sondern durch einen Abschnitt aus Papier der Stärke 80g/qm ersetzt habe. Das Originalteil würde zu dick auftragen und auch farblich nicht passen. Natürlich habe ich das strahlende Weiß mittels beiger Farbe abgetönt und so der übrigen Wandfarbe angepasst. Der Vergleich mit dem Untergeschoss sagt wohl mehr als tausend Worte.

Beleuchtung

Nach der Methode Torsten Schubert habe ich zwei SMD-LED in Reihe mit Lackdraht versehen und in den zwei vorgesehenen Öffnungen der Stellraumdecke mit Kleber befestigt.

Ich hatte nur sehr kleine LED da und diese eingebaut, der Platz ist aber vorhanden, daß man auch ein wenig größere verwendet. Somit ergäbe sich eine schöne Möglichkeit, sich mit dieser Technik vertraut zu machen, ohne gleich “Hochreck turnen” zu müssen.

Wie schon oben “angedroht”, wurden dann die Drähte durch den Kamin ins Untergeschoß geführt, wo dann der Vorwiderstand in Normalform und die Lötstellen zwischen Lackdraht und Modellbahnlitze verstaut wurden.

Zurück zur Bauanleitung

Nach diesem Ausbruch vom Pfad der Tugend, wie er in der Bauanleitung festgeschrieben ist, doch wieder zurück auf denselben, wobei ich nur dort Anmerkungen mache, wo besondere Vorsicht zu walten hat oder ein Kniff die Arbeit vielleicht erleichtert.

Teil D4 im Schritt 9 ist nur mit Hilfsmitteln (Lineal oder gerade Pinzette) sauber knickbar. Gleiches gilt unbedingt auch in Schritt 11 für die Teile E3 und E4.

Wie man “freihand” ein solches Teil wie Q4 im Schritt 12 sauber verkleben soll, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Beholfen habe ich mir mit einem Schnipsel aus – wie könnte es inzwischen anders sein – Schreibmaschinenpapier als Klebelasche.

Das gleiche Prinzip wendete ich im nächsten Schritt beim Teil Q1, dem Dach, an.

Eine Pinzette als Knickhilfsmittel ist dann wieder in Schritt 14 bei den Teilen P1 und P2 vonnöten – noch mehr sogar als bei den vorgenannten Fällen, da die Schauseite der Teile an den Kurzenden schon abblättern, sollte man an eine andere Vorgehensweise auch nur denken.

Die hohle Ausführung des Schornsteins (Schritt 14, Teile i, l, t, u) bei Bausätzen von Archistories überfordern meine feinmotorischen Fähigkeiten regelmäßig: Mindestens an einer der vier vertikalen Fugen läuft etwas aus dem Ruder. Daher erhalten die Archistoriesschornsteine bei mir immer einen dicken Auftrag mit pastöser Farbe (Verputzimitation), um die Unzulänglichkeiten zu kaschieren. (Bei anderen Herstellern werden Hauskamine massiv aus drei oder vier aufeinander geklebten Teilen gebildet. Die Öffnung wird durch ein Teil dargestellt, das äquvalent zu Q5 des hier besprochenen Bausatzes geformt ist. Sofern man keinen Rauchgenerator [bei einem Kartonmodell?!?] einsetzt, ist das die kundenfreundlichere Lösung.) Der Abschlußstein (Q5) des Schornsteins erhält einen schwarzen Farbauftrag, da in diesem rußigen Umfeld die hellen Schnittkanten unnatürlich wirken. Dabei gerät auch Farbe in das Innere des Schornsteins, sonst blinkt es beim Blick von oben doch wieder hell auf. Schöner wäre es vielleicht, wenn ein Alterungskünstler die inneren Kanten des Abschlußsteins “verrußt” und zum äußeren Rand hin das Schwarz verlaufen lässt. Die Farbe, die ich für solche Experimente habe, ist aber für Papier und Karton völlig ungeeignet.

Auch die Treppengeländer (Q2 und Q3, Schritt 16) ohne die seitlichen Mauern der Treppe bekommen eine geeignete Farbe, um zum einen den (imaginären) Materialunterschied zu zeigen und damit zum anderen die gelungene Detailfreude des Bausatzes zu unterstreichen.

Stellt die Bauanleitung die Platzierung der Beschilderung ohnehin frei, so sei doch begründet, warum ich von den veröffentlichten Bildern (Verpackung, Trainini) abwich: Selbst auf dem erhöhten Rokuhangleis müssten die Reisenden in der Donnerbüchse nach oben schauen, um das Schild oberhalb des Stellraumbodens lesen zu können. Beim Vorbild hingegen wurden Stationsschilder meist in Augenhöhe der im Zug sitzenden Menschen platziert. Im Zeitalter der Doppelstock- und Niederflurwagen ist das natürlich kaum mehr zu leisten und in Vergessenheit geraten.

Die Tafeln mit den Stellwerkskürzeln dürfen höher angebracht sein, da die Triebfahrzeugführer ohnehin dort obenhin schauen, denn der Stellwerker könnte einem ja eine K- oder L-Scheibe entgegen halten. Aber das ist nun wirklich eine andere Geschichte.

Fazit

Die Bilder hier zeigen alle den Bausatz Kallental. “Dörpede” habe ich im Anschluss daran gebaut. Bis auf die Verkleidung des Stellraumgeschoßes sind die Bausätze identisch. Allerdings sind diese speziellen Teile des Bausatzes bei Dörpede zum Teil wesentlich empfindlicher, als die scheinbar so zerbrechlichen Fachwerkteile von Kallental. Im deutschsprachigen Zentralorgan unserer Baugröße (Trainini 136 vom November 2016, S. 21ff, ) findet sich ein Baubericht mit Bildern von “Dörpede”.

Jeder Hersteller hat so seine Eigenheiten, die dem Anwender nicht so zusagen. Hier habe ich sie für Archistories benannt, aber bei Laffont sind es andere, genauso wie bei Faller. Bei Sankei fallen mir weniger ein, dies ist aber darauf zurück zu führen, daß die mir bekannten japanischen Bausätze weit weniger Detaillierung aufweisen (dadurch aber auch spürbar preiswerter sind). Dort ist die Gefahr also geringer, daß man bei den “Turnübungen” einen Knoten in die Finger bekommt.

Viel wichtiger als meine kleinen Kritteleien ist aber, daß von den genannten und einigen weiteren ungenannten Firmen inzwischen ein breites, hochwertiges Angebot kommt, von dem wir vor wenigen Jahren noch nicht einmal träumen durften. Und da reihen sich die beiden Stellwerke nahtlos ein, als Produkte, die ihr Geld wert sind und Gründe liefern, sich ernsthaft mit unserer Baugröße zu beschäftigen.

Autor: AvH