Proof Of Concept – Einkaufswagen

Autor dieses Beitrages ist Z-Stammtischler: AvH

Als ich hier den Blogbeitrag zum Behelfstellwerk veröffentlicht hatte, bekam ich von einem Konstrukteur aus unserer Runde eine e-mail folgenden Inhalts: “Da Du ja nun Erfahrung mit Papier hast, hier mal was es in Z noch nicht gab. Für Papier oder Overhead-Folie”. Angehängt war ein farbiges PDF, welches ich in den folgenden Tagen ausdruckte, allerdings nur in schwarz-weiß, weil die eigentlichen Bausätze ohnehin nur schwarz benötigten:

Wie bei dem Konstrukteur nicht anders zu erwarten leuchtete das Prinzip sofort ein und zeichnete sich durch elegante Einfachheit aus. Auf der anderen Seite beschlichen mich doch gelinde Zweifel, ob ich mit meinen Wurstfingern damit klar kommen würde. Und an einem Punkt muss ich der e-mail widersprechen: Es gibt durchaus ein Angebot eines Einkaufswagens im Z-Markt. Ob das Produkt aber bezahlbar ist, steht auf einem anderen Blatt…

Wie dem auch sei, die Herausforderung galt es anzunehmen. Nicht nur wegen der Verfügbarkeit entschied ich mich für Papier. Mit Folien habe ich noch nicht gearbeitet und kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, wie das funktionieren soll, denn entweder wäre eine Folie für diesen Bausatz zu dick oder nicht steif genug. Vielleicht kenne ich aber auch spezielle Folien schlicht nicht, die die beiden benötigten Eigenschaften verbinden. Zudem sehe ich unüberwindliche, optische Schwierigkeiten mit den Klebepunkten… Auch das verwendete Schreibmaschinenpapier (80g/qm) ist nicht wirklich der Weisheit letzter Schluß, wie sich im Laufe des Versuchs ergeben sollte.

Zum Start schnitt ich einen Wagen mit der Schere grob aus dem Bogen. Dann kamen die verschiedenen oben abgebildeten Skalpelle zum Einsatz. Nicht umsonst fehlen da die die Standardgrößen 10 und 20, die sonst bei Kartonbausätzen die Hauptarbeit verrichten. Die Tätigkeit hatte mit “schneiden” kaum noch etwas zu tun, “schnitzen” oder gar “porkeln” kommt der Sachen näher. An zwei Stellen, war selbst das spitzeste Skalpell fast zu groß. An dem Punkt merkte man, daß die Konstruktionsabteilung sich bislang eher mit Ätz-, denn Papierbausätzen beschäftigte. Letzlich gelang es mir aber doch das Bauteil halbwegs brauchbar frei zu stellen.

Jetzt wurden die Knicklinien mit einem viel benutzten – also “stumpfen” – Skalpel vorgeprägt und dann der Bausatz mit spitzen Pinzetten gefaltet. Bedenken hegte ich anfangs bezüglich der Klebelaschen, mit denen die Korbseiten mit dem Boden verbunden werden. Dieser Punkt funktionierte erstaunlich gut und problemlos. Bei der Feinheit der zu knickenden Abschnitte und der Dicke des Papiers bekommt man aber nicht solch scharfe Falze hin, daß letztlich der Korb vorne geschlossen ist. Darum fügte ich von innen ein kleines Rechteck aus Papier als Klebelasche ein. Die Räder durch Umknicken in Position zu bringen gelingt wegen der Dicke des Papiers kaum, auch weil sie fast zu klein sind, um mit der Pinzette gegriffen werden zu können. In der Größe wäre es vermutlich einfacher, wenn es seperate Teile wären, die angesetzt würden. (Wer’s nicht glaubt: Die Bremshebel unter den 73 feet centerbeam flat cars vom Ztrack Center waren auch nicht größer…) Erstaunlicherweise hab ich das Ganze letzlich aber doch halbwegs so zusammen bekommen, wie es gedacht war.

Was zur Perfektion fehlt ist durch drei Punkte begründet: Erstens, mangelnde Feinmotorik meinerseits. Ich habe halt nicht – wie der Konstrukteur – früher an Taschenuhren rumgeschraubt. Zweitens, das Material, welches auf der einen Seite schon fast zu dick ist und auf der anderen Seite nicht stabil genug. Drittens, ist es mit Hausmitteln nicht darzustellen, die Bausätze beidseitig exakt deckungsgleich zu drucken. Darum sind die Drahtstäbe des Fahrgestells nur von unten sichtbar… Letzteres lässt in mir den starken Verdacht aufkommen, daß es sich eigentlich auch gar nicht um die Konstruktion eines Papierbausatzes handelt, sondern um ein erstes Versuchsmuster eines Ätzbauteils… Sollte dies der Fall sein, so würde ich dennoch eine Verbindung der beiden Teile des Vorderwand des Korbes empfehlen. Eine Lasche könnte es nicht sein, aber vielleicht ein kleiner Sporn, der als Häkchen um die erste Strebe des Nachbarteils gebogen wird. Da dieses dann nach vorne heraus stünde, würde das einfach als der Haken für die Einkaufstasche deklariert, der ja meist bei Einkaufswagen vorhanden ist. Und als zweiten Punkt würde ich die Längen der unteren Ebene und des Korbes angleichen. Vergleicht man die Höhe im Verhältnis zur Preiserfigur, so könnte sie ein wenig niedriger ausfallen, allerdings bezweifel ich dann wirklich, daß man die Geschichte noch zusammen gebaut bekommt. Figuren des Maßstabs 1:200 erscheinen mir dann doch als die praktikablere Lösung. Siehe update unten.

Um meine Beobachtungen und Erfahrungen zu verifizieren, habe ich dann noch eine zweiten Wagen gebaut. Ich bin mir aber sicher, daß nicht alle vierzig auf dem Bogen vorhandenen realisiert werden.

Update: Der Inschenör hats schwör…

… wenn der Monteur meint klüger zu sein und Schritte weglässt nach dem Motto “ist doch nicht wichtig, kann man einfacher machen”. Culpa, mea maxima culpa! Nach einem Hinweis des Konstrukteurs und drei überschlafenen Nächten, fiel dann auch bei mir der Groschen: Das Abwinkeln des hinteren Trägers war nicht nur optischer Natur, sonden bringt den Korb auch auf gleiche Länge zum Fahrgestell! Zudem baut der ganze Klapperatismus dann nicht so hoch und Oma Krause hat dann einen passenden Einkaufswagen. Da ich schon mal dabei war, gab es dann auf die Räder von außen noch einen schwarzen Stups mit dem Pinsel und der Griff wurde auf der unbedruckten Seite farbig. Das ist ja auch beim Vorbild das einzige Teil, welches richtige Farbe (“blankes Metall” ist ja nicht wirklich eine Farbe) aufweist. Der Farbton richtet sich nach der des Händlers bei dem man sich gerade befindet.

Jetzt beim dritten Wagen habe ich dann auch mal auf die Uhr geschaut, ca. eine dreiviertel Stunde benötigt man, wenn man ein klein wenig Übung hat. Ganz ehrlich? Das finde ich ein bischen viel Aufwand für ein Ergebnis welches prinzipbedingt nur zum Teil befriedigen kann. Ein geätztes Teil würde vermutlich ein um Längen besseres Resultat zeitigen, bei geringerem Arbeitsaufwand, denn z.B. das aufwendige Ausschneiden würde entfallen.

Autor: AvH